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Predigt zum Hochfest Fronleichnam 31.5.2018

Posted in Jahreskreis, and Lesejahr B

      Fronleichnam 31.5.2018

Predigt zum Rundfunkgottesdienst: Pfarrer Christoph Graaff
Fronleichnam 31.05. 2018 St. Peter und Paul, Eschweiler

Liebe Schwestern und Brüder – hier in der Kirche und wo immer Sie zuhören!
Wer zum Arzt geht, dem wird nicht selten Blut abgenommen. An den Blutwerten kann der Arzt oft erkennen, was dem Patienten fehlt. Noch schlimmer: Wenn das Blut krank ist, ist der ganze Mensch krank. Das Blut ist menschlicher Lebenssaft. Spätestens wenn Blut fehlt, wird klar, wie wichtig Blut zum Leben und Überleben ist. Ich denke da zum Beispiel an Bluttransfusionen: Ohne eine solche Übertragung von Blut würde z.B. ein schwer verletzter Mensch, der viel Blut verloren hat, sterben. Kurz gesagt: Blut bedeutet Leben!

Vom Blut ist auch in allen drei Lesungen des heutigen Fronleichnamsfestes die Rede. JHWH schließt mit dem Volk Israel einen Bund. Dieser Bund wird mit dem Blut von Opferstieren besiegelt. Das Volk nimmt die Rechtsvorschriften von JHWH an. Als Zeichen dafür wird es mit dem Blut der geschlachteten Tiere besprengt. An diesem Zeichen soll das Volk erkennen: Die Gebote Gottes sind so wichtig wie das Blut zum Leben.

In der heutigen zweiten Lesung wird dann noch von einem anderen Ritual berichtet. Man versteht es erst, wenn man folgenden Hintergrund bedenkt: Wenn ein Mitglied des Volkes Israel die Gebote Gottes nicht gehalten und schwer gesündigt hat, dann hat es den Bund mit JHWH gebrochen. Für seine schwere Sünde verdient der Mensch den Tod. Aber stattdessen muss der Sünder Gott ein Schlachtopfer darbringen. Stellvertretend für ihn stirbt das Opfertier. Der Sünder kann umkehren und sich bessern. Mit Jesu Geburt beginnt eine ganz neue Zeit. Jesus bringt das Reich Gottes zu den Menschen und schließt mit ihnen einen neuen Bund: Wer an ihn glaubt und ihn liebt, der hat Anteil an diesem Bund.

Schließlich beschreibt das heutige Evangelium das letzte Abendmahl: Bevor Jesus am Kreuz sein Blut vergießt, sitzt er ein letztes Mal mit seinen Jüngern zu Tisch. Er isst und trinkt mit seinen Freunden. Jesus nimmt das Brot, teilt es und gibt es ihnen. Er sagt: nehmt, das ist mein Leib. Damit gibt er dem Brot eine neue Bedeutung: es ist sein Leib.

Er nimmt auch einen Becher mit Wein und reicht ihn seinen Freunden. Er sagt: dieser Wein ist mein Blut. Damit gibt er dem Wein eine neue Bedeutung: Es ist das Blut des neuen Bundes – wie er sagt. Und alle diejenigen, die dieses Brot essen und diesen Wein trinken, haben Anteil an ihm und an seinem neuen Bund.
Anders formuliert: Die Anteilnahme an diesem neuen Bund wird nun in diesen Zeichen von Brot und Wein ausgedrückt.

Kurz nach dem letzten Abendmahl wird Jesus gefangen genommen. Es wird ihm der Prozess gemacht, und er wird am Kreuz hingerichtet. Er wehrt sich nicht dagegen. Ganz bewusst gibt er sein Leben hin. Durch seinen Tod am Kreuz hat Jesus sein Blut vergossen für alle sündigen Menschen. Durch diesen Opfertod Jesu ist der Mensch von seinen Sünden erlöst. Der Mensch kann neu anfangen und sich immer wieder bessern.

Aus dem letzten Abendmahl hat sich die heilige Messe entwickelt, das, was Christen bis heute feiern. Durch die Worte des Priesters werden die Gaben von Brot und Wein verwandelt in den Leib und das Blut Christi und den Gläubigen gereicht. Wenn man so will, essen die Gläubigen Gott und trinken seinen Lebenssaft. Ich verstehe das so: Es ist wie eine Bluttransfusion. Sie haben auf diese Weise Anteil am Leben Jesu und an dem neuen Bund. Sie haben Anteil an seiner Liebe und erhalten so die Kraft, diese Liebe selber in ihrem Leben zu leben.
Um meine kleine Welt, mein Lebensumfeld ein bisschen besser zu machen, brauche ich viel Kraft. Durch die Kraft, die in diesem Brot steckt, kann ich hinausgehen und die Welt ein bisschen besser machen. Mit dieser Speise werde ich gestärkt, gut und liebevoll zu handeln. Und diese Stärkung wünsche ich jedem!

Heute feiert die katholische Kirche das Fest Fronleichnam. Auch hier durch unsere Stadt Eschweiler zieht gleich eine Prozession. Wir hier in der Kirche verlassen gleich den Kirchenraum. Viele Gläubige schließen sich an. Wir gehen auf die Straße und nehmen Jesus mit – zwar nicht im gewandelten Wein, dem Blut Christi, aber im verwandelten Brot, seinem Leib.

Das Brot wird mitgenommen und gezeigt in einem kostbaren und reich verzierten Zeigegefäß, einer sogenannten Monstranz. Der Gedanke dieses Zeichens macht klar: Jesus ist bei den Menschen, er mischt sich unter das Volk. Er geht alle Wege mit. Er begleitet die Menschen auf ihrem Lebensweg. Er ist so wichtig wie ein Grundnahrungsmittel, wie Brot.

So wie ich in meinem Leib genügend und gesundes Blut brauche, so brauche ich auch den Leib und das Blut Jesu Christi, um als Christ in der Welt zu leben und zu handeln. Wie schön wäre es, wenn wir Christen das alle sagen könnten: Wir brauchen Jesus zum Leben. Er gibt uns Kraft für unser Leben. Nicht nur heute an diesem Hochfest vom Leib und Blut Jesu, sondern jeden Tag. Amen.

TEXTE

Ex 24,3-8
3 Mose kam und übermittelte dem Volk alle Worte und Rechtsvorschriften des Herrn. Das ganze Volk antwortete einstimmig und sagte: Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun. 4 Mose schrieb alle Worte des Herrn auf. Am nächsten Morgen stand er zeitig auf und errichtete am Fuß des Berges einen Altar und zwölf Steinmale für die zwölf Stämme Israels. 5 Er schickte die jungen Männer Israels aus. Sie brachten Brandopfer dar und schlachteten junge Stiere als Heilsopfer für den Herrn.
6 Mose nahm die Hälfte des Blutes und goss es in eine Schüssel, mit der anderen Hälfte besprengte er den Altar. 7 Darauf nahm er die Urkunde des Bundes und verlas sie vor dem Volk. Sie antworteten: Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun; wir wollen gehorchen. 8 Da nahm Mose das Blut, besprengte damit das Volk und sagte: Das ist das Blut des Bundes, den der Herr aufgrund all dieser Worte mit euch geschlossen hat.

Hebr 9,11-15
11 Christus aber ist gekommen als Hoherpriester der künftigen Güter; und durch das erhabenere und vollkommenere Zelt, das nicht von Menschenhand gemacht, das heißt nicht von dieser Welt ist,
12 ist er ein für allemal in das Heiligtum hineingegangen, nicht mit dem Blut von Böcken und jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut, und so hat er eine ewige Erlösung bewirkt.
13 Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh die Unreinen, die damit besprengt werden, so heiligt, dass sie leiblich rein werden,
14 wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst kraft ewigen Geistes Gott als makelloses Opfer dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott dienen.
15 Und darum ist er der Mittler eines neuen Bundes; sein Tod hat die Erlösung von den im ersten Bund begangenen Übertretungen bewirkt, damit die Berufenen das verheißene ewige Erbe erhalten.

Mk 14,12-16.22-26
12 Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote, an dem man das Paschalamm schlachtete, sagten die Jünger zu Jesus: Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten? 13 Da schickte er zwei seiner Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in die Stadt; dort wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm, 14 bis er in ein Haus hineingeht; dann sagt zu dem Herrn des Hauses: Der Meister lässt dich fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm essen kann? 15 Und der Hausherr wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen, der schon für das Festmahl hergerichtet und mit Polstern ausgestattet ist. Dort bereitet alles für uns vor! 16 Die Jünger machten sich auf den Weg und kamen in die Stadt. Sie fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Paschamahl vor. 22 Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib. 23 Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, reichte ihn den Jüngern und sie tranken alle daraus. 24 Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. 25 Amen, ich sage euch: Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich von neuem davon trinke im Reich Gottes. 26 Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.